Das Kickerhighlight am Pfingstwochenende stieg in Evry bei der Bonzini WS. Dass in Deutschland im Nachgang aber so intensiv darüber gesprochen und diskutiert wird, liegt an der beeindruckenden Performance einiger deutscher Athleten. Das Damen Nationalteam holte den Nations Cup, die Herren wurden Zweiter - eine super Vorstellung. Für das absolute Highlight sorgten Thomas Haas und der 18-jährige Luis Janßen. Noch nie zuvor war es einem deutschen Herrendoppel gelungen, auf der Bonzini WS zu gewinnen. Ein Rückblick.
Foto Freddy Buchmann. Früh Schluss auf vertrautem Terrain. Auf der DM ging es für die Beiden nicht weit, auswärts bei der Bonzini WS setzten Haas und Janßen alle Kräfte frei. „Luis gewinnt seine erste WS auf einem Auswärtstisch mit 18, ich meine erste im offenen Doppel ausgerechnet auf dem Bonzini, der mir am wenigsten liegt. Das fühlt sich alles noch nicht ganz normal an“, so Haas, der in seinen Schilderungen immer wieder kurz stockt, wenn er um passende Adjektive ringen muss. Die Beiden steigerten sich kontinuierlich und konnten „gegen das wilde Frankreich bestehen“ und so in Tritt kommen. Damit meint Haas „echt gute Franzosen, die aber nicht zur totalen Spitze gehören und den französischen Bonzinistil spielen. Wenn man das nicht kennt, kommen da zehn verschiedene Pass und Schussoptionen und man verliert“, erklärt Haas. Bonzini WS Vorerfahrung und das Spielen im Saarland haben ihm geholfen, „Luis mit der Verteidigung Zeit und Vertrauen zu geben, um in die Spiele zu kommen“. Darin sah er seine Hauptaufgabe, so wie im Finale.
Foto (privat): Strahlende Sieger. Luis Janßen (links) und Thomas Haas haben Geschichte geschrieben. Satz eins ging in die Binsen, dann nahm Janßen immer mehr Fahrt auf: „Was Luis dann gegen die und dann die Wonsylds, also schon die Favoriten auf dem Tisch gespielt hat war…“, wieder sucht er nach Worte und fährt dann fort, „das hab ich so noch nicht oft gesehen. Um eine Bonzini WS zu gewinnen, brauchst du Stürmer die konstant gegen die Besten durchlegen und schießen“, nirgends so schwer wie auf dem Bonzini meint Haas. „Da gibt es aus meiner Sicht vielleicht ein bis zwei Hände voll, auf der Welt, die das spielen können. Luis war an dem Tag einer davon“ – und das mit 18 Jahren!
Eine ebenso positive Entwicklung gibt es allgemein im deutschen Damentischfußball. Die aktuelle Überfliegerin ist die Hamburgerin Djamila Nader. Im Damen Nations Cup Halbfinale eröffnete sie das erste Drittel mit einem 10:1 und legte den Grundstein für das am Ende knappe 30:28 gegen Dänemark. Im Einzel holte sie Bronze und kegelte mehrere Französinnen aus dem Wettbewerb. Die erfahrene Sarah Klabunde wurde starke Neunte. Und hielt im Doppel die Box bei Nader sauber. Zusammen marschierten sie bis ins Finale, ließen dabei Legenden wie Ecaterina Sarbulescu und Cindy Ferreira da Fonte hinter sich. Lediglich gegen die Bonzini Spezialistinnen Anais Noel und Marine Pohl war nichts zu machen. Die hatten auch schon Verena Rubel im Halbfinale rausgenommen, die ebenso eine super WS spielte (15. im Einzel, 3. im Classic + Nationalteam) und mit Wendy Huybrechts (Belgien) Dritte wurde. Auch Rubel mutierte zum Schreck der etablierten Französinnen.
Foto (privat). Das Damen Nationalteam v. l.: Sabrina Sachau, Verena Rubel und Sarah Klabunde. 2. Reihe, Djamila Nader, Mick Kunath und Antonia Nuguid. Die erfahrene Bonzinispielerin, aktiv für den KC Kaiserslautern, war Leistungsträgerin im neu formierten Nationalteam. Neben einigen Etablierten Nationalspielerinnen, allen voran Linh Tran, fiel kurzfristig auch noch Maura Maura Porrmann aus, die mit der ebenso abwesenden Michaela Klaß, alle schon mal die Bonzini WS gewannen. "In der Konstellation konnten wir sehr befreit aufspielen. Wir wussten wir können den Tisch gut spielen, aber müssen nicht unbedingt gewinnen. Die Stimmung im Team war sehr gut und Mick (Kunath, Coach Anm. Red.) hat uns vertraut", beschreibt Djamila Nader. "Für mich persönlich bei der ersten Bonzini WS gleich mit Nationalteam, eine mega Erfahrung". Ebenso rund, aber nicht ganz so erfolgreich lief es bei den Herren. Die schlugen das Weltklasse Bonziniteam aus Belgien, verloren aber im Finale 25:30 gegen die Favoriten Frankreich. Eine gute Vorstellung von Semin Mensah, Thomas Haas, Max Hoyer und Raphael Hampel.